Mittwoch, 27. November 2013

Experimente

Eigentlich ist ja jetzt die arbeitsintensivste Zeit des Jahres - die Vorweihnachtszeit. Ich habe beschlossen, in diesem Jahr nicht mehr Bestellungen anzunehmen und zu bearbeiten, als ich tatsächlich schaffen kann - doch, es geht auch anders, wirklich! - und mir stattdessen die Zeit zu nehmen, ein bisschen herumzuexperimentieren, neue Modelle zu entwickeln, Ideen umzusetzen. Der Weg von einer Vorstellung im Kopf hin zu einem tragbaren und außergewöhnlichen Modell ist nicht immer geradlinig und kurz, oft genug sind einige Umwege erforderlich.
 Dies hier ist ein One-of-a-kind-Modell, eine Weste, gefertigt aus verschiedenen feuerroten Garnen, zusammengesetzt aus einzelnen Rechtecken. Die Taille ist betont, viele Extras wie die Stickerei an den Knöpfen oder die Rüsche um die Hüfte betonen die Anlehnung an die viktorianische Ära. Vorn ist das Modell zum Knöpfen. Die Farben und der Materialmix gefallen mir schon ganz gut, aber der Schnitt ist noch nicht zum Vervielfältigen geeignet. Da muss ich nochmal dran ...



Dienstag, 15. Oktober 2013

Es herbstet ...

Definitiv. Leider. Den Sommer über arbeite ich ja gern draußen, schon weil das Licht da so viel besser ist, und das lässt sich so weit es irgendwie geht bis in die ersten Herbsttage hinauszögern. Da helfen vielleicht auch die Sonnenblumen ;):


Aber irgendwann ist dann leider Schluss, und der Umzug zurück ins Haus ist unvermeidlich. Spätestens dann, wenn auch der wollene Pullover und die dicken Socken draußen nicht mehr ausreichen, und mit kalten Fingern strickt es sich nicht gut, wirklich nicht, ich hab's versucht. Deswegen musste ich jetzt im Zimmer etwas umräumen und habe mir einen Innen-Arbeitsplatz hergerichtet. Eigentlich nur der Strick-Platz. Aber dafür hat er genug Licht und ich habe das Gefühl, im Garten zu sitzen. So quasi - jedenfalls in der Nähe, aber trotzdem warm und trocken - immerhin ....


Freitag, 16. August 2013

Die schöne Annabella ...

Verzeiht den Titel dieses Posts, aber die Versuchung war zu groß ... Hier kommt ein wunderbares Beispiel für einen 'ausgegrabenen' Schatz. Diese 50er-Jahre-Schreibmaschinen haben es mir schon lange angetan - die abgerundeten Formen, die Farbigkeit ... Kürzlich geriet mir so ein Schätzchen in die Finger, das heißt, zunächst mal der Koffer, in der die Maschine steckte. Diesen Koffer habe ich aufgemacht. Und dann gleich wieder zu und weit weg gestellt. Sehr weit weg. Der Inhalt sah nämlich doch etwas mitgenommen aus. Ein typischer Fall für Das-müssen-wir-draußen-saubermachen.
Gestern, das Wetter war trocken und schön, wurde auf dem Gartentisch der Koffer geöffnet. Und die Maschine herausgenommen. Den Koffer erstmal weggestellt und die Maschine aufgemacht. Das geht nämlich ganz hervorragend bei diesen alten Vollmetallschätzchen. Nach dem Lösen von ein paar Schrauben lässt sich alles abnehmen und in Einzelteilen reinigen.

Dabei konnte ich begeistert feststellen, dass die Maschine zwar völlig verkrümelt war, aber ansonsten in einem ausgezeichneten Zustand. Alles funktioniert, außer ein paar Benutzungsspuren an der unteren Bodenkante keine Kratzer.


Hier steht alles zum Trocknen und Lüften, wieder makellos sauber.

Bei dem Koffer war das leider nicht ganz so einfach. Von außen sieht er noch ganz gut aus, aber wirklich retten ließ er sich nicht.

Er war innen mit einem cremefarbenen Moiré-Stoff gefüttert, an dem offenbar auch Motten Gefallen gefunden hatten, die natürlichen Feinden aller alten Textilien.

 Es blieb leider nichts anderes übrig, als den Stoff herauszuschneiden und sorgfältig zu entfernen. Jetzt ist der Schreibmaschinenkoffer mit nichts anderem mehr gefüttert als mit Pappe, die die Klebereste der Stoffverkleidung zeigt. Schön ist das nicht. Aber so sauber, wie es eben möglich ist. Immerhin kann die Maschine, umhüllt von einem frischen Stoff, darin wieder gelagert werden. So sauber, wie sie ist :)


Übrigens - noch ein kleines Highlight brachte die schöne Annabella mit. Ihre Bedienungsanleitung und den Garantieschein. Darauf steht, dass sie am 15.06.1959 gekauft worden ist. Damit muss sie eine der ersten dieser Maschinen überhaupt gewesen sein, die meines Wissens seit 1959 im Handel waren. Schön, nicht?












Freitag, 9. August 2013

Darf ich vorstellen: Anny Arnecke - Berliner Modehaus

 Immer mal wieder gibt es ja Überraschungsfunde für die geneigte Sammlerin, die zu ganz kleinen Jubelschreien - die Nachbarn! - Anlass geben. Dieses schöne Kleid aus den späten 50ern/frühen 60ern (geschätzt, natürlich ist es nicht datiert) ist ein solcher Fund. Gekauft habe ich es via Internet eigentlich nur - abgesehen von meiner Schwäche für diesen Kleiderschnitt ;) - wegen des schön schlichten Streifenmusters, mal ein Kleid nicht mit Streublumen oder Bordüren, sondern Blockstreifen in klassischen Farben. Als es dann bei mir ankam und ich es auseinanderfaltete, fühlte es sich auch noch ganz hervorragend an - ein wunderbarer Baumwollstoff, leicht und kühl, in ganz hervorragender Verarbeitung und mit Sicherheit kaum benutzt. Der Höhepunkt für die Haupstädterin war dann aber das Etikett - das Kleid war von Anny Arnecke. Anny Arnecke hat bis zum Anfang der Siebziger Jahre in Berlin ein Modehaus betrieben, die Blütezeit - bitte korrigieren, falls es jemand besser weiß - muss in den Fünfzigern gewesen sein, ein Wirtschaftswunderkind also. Und dieses Kleid ist sozusagen nach Hause gekommen. Wie schön!


Samstag, 20. Juli 2013

Sommer in der Stadt ....




Sommer. Ferienzeit. Endlich scheint die Sonne, und es ist warm. Und still. Zumindest bei uns am Stadtrand. Die Straßen sind leerer in diesen Wochen, die Geschäfte auch, sogar die Schlange bei der Post, die ansonsten jahreszeitenresistent zu sein scheint, hat sich aufgelöst. Vermutlich ist sie im Urlaub ;)
Jedes Jahr während der Sommerferienzeit kommt irgendwann der Nachmittag, an dem mir das auffällt - die Stadt ist leerer, die Straßen sind stiller, die Menschen weniger hektisch. Oder jedenfalls kommt es mir so vor. Und dann, kurz vor Ende der großen Ferien, sind sie auf einmal alle wieder da, und im Laufe des Jahres vergesse ich, wie es sein kann, wenn die Sonne scheint, der Himmel blau ist, und Berlin sich verlangsamt.
Vor ein paar Tagen fand ich einen link zu den unvergleichlichen Fotos des Life Magazines vom Sommer 1969 in New York. Wer einmal schauen möchte: unbedingt die Handtaschen beachten. Und natürlich die Sonnenbrillen!
So sahen die Hemden von den Jungs damals aus - die langen Kragenenden, schmal, figurbetont. Das vor allem. Alles übrigens aus meinem Fundus ungetragener Originalstücke:








Freitag, 5. Juli 2013

Die mechanische Schreibmaschine

Darauf gebracht hat mich die familieneigene Studentin. Die eines Tages erklärte, sie möchte eine Schreibmaschine haben, eine mechanische. Ich dachte an die Kraft, die nötig war, um die Tasten zu bedienen - vor allem der kleine Finger musste hart arbeiten - und an die Geräuschkulisse -- Tapptapptappkliinnggg! - an die vielen Tippfehler, an verrutschendes Kohlepapier und eingetrocknetes Tipp-Ex .... aber jetzt hat sie eine. Und sie schreibt damit. Warum? Weil das Schreiben unmittelbarer ist. Weil jedes Wort, jeder Halbsatz genauer durchdacht werden muss, ehe er auf das Papier kommt. Weil das Schreiben, das nicht beliebig lösch-, erneuer- und veränderbar ist, ein anderes Denken erfordert. Weil Texte in Form und Material bei der mechanischen Arbeit künstlerisch veränderbar sind und nicht nur auf Papier geschrieben werden müssen. Das alles ermöglicht die mechanische Schreibmaschine. Wer hätte das gedacht ....
Und so kam diese Retro-Welle auch bei mir an. Und ich entdeckte die Schönheit ihrer Designs. Ganz vorn steht da Olivetti. Und damit meine ich nicht die vermutlich einzige pinkfarbene Schreibmaschine - die aber wirklich sehenswert ist. Valentine heißt sie. Wie auch sonst?